Erste Liebe: Porsche 924 S

Von wegen Hausfrauen-Porsche. Der 924 S ist ein Traumauto für dynamische Kunstjournalistinnen.

Alicia Reuter ist Journalistin und Mitbegründerin des Berlin Art Prize. Irgendwann stellte sie fest, dass sie viel zu viel am Schreibtisch sitzt und kaufte sich einen knallroten Porsche 924 S. Seitdem läuft sie Marathon und plant eine Bergtour in den Himalaya. Ein Interview über die lebensverändernde Wirkung roter Sportwagen.

Wie bist du überhaupt zu Deinem Porsche gekommen?

Ich habe ihn vor ungefähr fünf Jahren gekauft. Ich bin Redakteurin im Kunstbereich und eigentlich gar nicht so ein Autofan. Aber in meinem Job sitze ich die ganze Zeit am Schreibtisch und ich wollte einfach mehr Abenteuer in meinem Leben. Also musste ein Porsche her. Das schien mir der richtige Weg, meinen Erfahrungsinput zu beschleunigen.

War das eine spontane Entscheidung?

Ich hatte schon eine ganze Weile überlegt, einen coolen Oldtimer zu kaufen. In meiner Kindheit in den USA hatte mein Vater einen britischen Sportwagen, einen MBG. Für mich war also klar, dass ich ein älteres Auto haben wollte, aber ich war mir unsicher, welches. Bis ich einen türkisfarbenen Porsche 924 gesehen hatte, da war ich sofort begeistert und wusste: das ist das Auto für mich. Ich habe dann sofort recherchiert und ein Modell in einem guten Zustand gefunden und das war dann eben rot. Ich finde die Farbe zwar eigentlich ein bisschen klischeehaft – ein roter Sportwagen – aber irgendwie ist es auch eine klassische Farbe.

Welche Bedeutung hat die Farbe Rot für dich?

Eigentlich passt sie sehr gut zu dem, was ich gerade im Leben will: ein bisschen Abenteuer, dass man aus dem Alltag rauskommt. Rot steht auch dafür, dass man keine Angst hat, gesehen zu werden. Rot hat etwas Elementares. All das passt ja zu dem Auto.

Wie war die erste Fahrt?

Das war etwas außerhalb von Berlin. Der Porsche hatte vorher einem Mechanikersohn gehört, er war also in einem guten Zustand. Ich bin dann am Samstagmorgen zum ersten Mal damit gefahren. Zuerst standen wir mit brummendem Motor im Stau, weil alle unterwegs zum Weekend-Shopping waren. Das war etwas lustig und der Sound war klasse. Ein tolles Gefühl. Man hat auch sofort gemerkt: Das Auto will mehr, das Auto will schneller fahren, mehr Gas geben.

Und dann ging es gleich auf einen Roadtrip?

Ich bin bis jetzt leider nur bis München gekommen. Ich mache aber öfter kleine Wochenendtouren, zum Beispiel in den Spreewald. Da habe ich auch schonmal Tempo 200 geschafft. Eigentlich auch etwas klischeehaft: So schnell wie möglich auf der Autobahn. Ich würde gerne mal mit dem Porsche durch die Alpen nach Florenz fahren. Das ist wirklich eine traumhafte Strecke, mit den ganzen Kurven.

Jetzt steht er aber verlassen auf dem Parkplatz.

Ja, er ist leider schon seit ein paar Monaten kaputt. Ich hatte diesen Sommer viel zu tun, neben der Organisation des Berlin Art Prize habe ich für einen Marathon trainiert. Im November geht es dann in den Himalaya für eine Solotour in der Everest-Region auf fünfeinhalbtausend Metern. Da muss man sich auch richtig vorbereiten. Ich bin alsoziemlich beschäftigt und einfach nicht dazugekommen, den Porsche reparieren zu lassen. Aber eigentlich kann man so ein Auto nicht einfach auf der Straße stehen lassen. Nach einer Woche wurde schon das Logo vorne geklaut. An ein paar Stellen sind auch neue Dellen dazugekommen, es wird also höchste Zeit für die Werkstatt. Das ist eben die andere Seite der Medaille: Man muss ganz schön in so ein Hobby investieren. Zeit und Geld.

Viele Porsche-Enthusiasten sagen ja, der 924 ist ein Frauen-Porsche.

Ja, das sagen viele. Der Wagen ist ein gemeinsames Entwicklungsprojekt von Volkswagen, Audi und Porsche. Aber gerade das finde ich toll: Dass er aus einer Zusammenarbeit von verschiedenen Firmen entstanden ist. Wenn manche sagen, dass der 924 deswegen kein echter Porsche ist, dann ist mir das eigentlich egal.

Gibt es das überhaupt, Frauen- und Männerautos?

Mein erstes Traumauto war ein hellblauer Ferrari aus den 60er-Jahren. Den fand ich irgendwie sehr weiblich, ob das jetzt an der Farbe oder der Form lag, kann ich gar nicht sagen. Aber ich fand ihn sehr ladylike, sehr elegant. Aber in den USA bin ich auch große SUV gefahren. Ich denke eigentlich, es kommt eher darauf an, was man mit dem Auto machen will, als auf das Geschlecht.

Wenn du aus deinem Porsche aussteigst, reagieren die Menschen da anders, als wenn du aus einem Ford Bronco aussteigst?

Ja, auf jeden Fall. Manchmal ist das toll, manchmal möchte ich einfach nur aus dem Auto aussteigen und meine Ruhe haben

 

Fotos: Porsche

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