Creative Traveller: Zaim Kamal

Für Zaim Kamal gehört Reisen zum Beruf. Der Creative Director von Montblanc pendelt tagtäglich zwischen den Montblanc Design-Studios in Hamburg, Le Locle, Paris, Mailand und Florenz. Da trifft es sich gut, dass er für seinen Arbeitgeber, die perfekte Gepäckkollektion entwickeln durfte. Wir haben ihn in Berlin getroffen.

Die #MY4810-Kollektion gibt es auch als limitierte Montblanc X Pirelli Edition

Wie viele Reisetage stehen in ihrem Kalender?

Also in den letzten 12 Monaten hatte ich 200 Flüge, ich denke ich bin jede Woche von Montag bis Freitag unterwegs.

Ist Reisen für sie Arbeitszeit, oder eher Zeit für Muse?

Das kommt darauf an. Bei Interkontinentalflügen zeichne ich viel, bei den kurzen Flügen innerhalb Europas höre ich in erster Linie Musik. Sehr viel Musik. Manchmal arbeite ich natürlich auch. Musik und Zeichnen nehmen viel Raum in meinem Leben ein. Bei mir Zuhause ist den ganzen Tag Musik. Ich mag keine Stille. Insofern ist auch Reisen ein ganz normaler Teil meines Tages.

Reisen ist also Alltag?

Ja. Privat reise ich aber so gut wie nie. Wenn ich Urlaub habe, bleibe ich meistens zu Hause. Aber nach zwei, drei Wochen vermisse ich es dann auch. Es ist wie eine Droge. Ich liebe es, unterwegs zu sein. All die Dinge, die man sieht. Wenn man sich das vorstellt: Ich habe Sonnenuntergänge in der Mongolei gesehen, habe die Datumsgrenze über dem Pazifik überquert, ich habe hunderte Fotos, die ich aus dem Flugzeug gemacht habe. Reisen erweitert den Geist.

Gibt es da einen Gegenstand, der immer dabei ist? Eine Wunderwaffe für das bessere Reisen?

Musik und mein Sketchbook. Und Räucherstäbchen. Ich mag nicht immer, wie Hotels riechen. Ansonsten reise ich sehr entspannt. Ich habe nur einen Tick: Ich packe immer alles aus, auch wenn ich nur für eine Nacht im Hotel bin. Am nächsten Morgen packe ich dann wieder alles zusammen. Das ist wie ein Ritual.

Mit der #MY4810 Linie hat Montblanc seit ein paar Monaten auch erstmals eine eigene Reisekollektion im Programm. Wie sehr wurde diese denn von ihren persönlichen Erfahrungen beim Reisen mitgeprägt?

Sehr! Ich persönlich reise eigentlich nur mit Handgepäck und es war mir sehr wichtig, dass wir Gepäckstücke entwickeln, die immer dabei sind, ohne einen zu behindern. Wir haben viele Leute gefragt, was sie an ihrem Trolley ändern würden und die meisten haben geantwortet: „Ich wünschte, er würde sich leichter bewegen lassen.” Das fand ich auch und deshalb sind wir zu einem japanischen Hersteller von Rollen gegangen und ihm gesagt, dass wir eine Lösung brauchen, die möglichst leichtgängig ist. Die Koffer sollen mit mir tanzen können! Früher hatte ich nie Trolleys dabei. Ich erinnere mich an meinen Großvater. Wenn er gereist ist, dann nur zu See – das waren noch Zeiten! Er hatte immer riesige Schrankkoffer, die man in kein Flugzeug mitnehmen konnte. Er war ein passionierter Bridgespieler und auf der Reise von Karachi nach Southampton konnte er zehn Nächte am Stück spielen. Aber ein weiterer Grund war, dass er nicht wollte, dass man seine Kleidung zusammenfaltet. Wenn er dann ankam wurde alles sorgfältig ausgepackt. Dieses Ritual des Packens hat mich inspiriert. Bevor ich reise lege auch ich mir alles zurecht und überlege, was am besten wohin kommt. Das sollte bei dem Trolley auch so möglich sein. Und er sollte auch diskret sein. Am Flughafen kann man mit einer Bewegung seinen Laptop herausziehen, ohne dass dabei die ganze Unterwäsche herausfällt. Jeder hat beim Reisen seinen eigenen Rhythmus und seine eigenen Rituale und es war mich wichtig, dass die Koffer, das erleichtern. Das sind viele Kleinigkeiten. Das Gepäck muss Teil meiner Routine sein, es muss mir bei Reisen eine Leichtigkeit ermöglichen, eine Ruhe.

Wie geht man als Hersteller so ein Projekt an, eine neue Produktkategorie zu erschaffen. Wenn man mal von den Vorgaben der Fluggesellschaften absieht, startet man ja mit einem leeren Blatt Papier. Wie macht man einen Montblanc Trolley daraus?

Die Vorgaben waren, dass der Trolley leicht, robust und nützlich sein sollte. Wir hatten also als Material Polycarbonat und wir haben uns gefragt, wie machen wir es besonders widerstandsfähig. Dazu haben wir uns zum Beispiel Exoskelette angesehen. Dann haben wir unter anderem durch ein Batteriefach Funktionalität hinzugefügt und einen fast nahtlos arretierbaren Griff. Außerdem wollten wir natürlich Leder integrieren. Wir haben das so wie früher bei alten Koffern an den Ecken eingesetzt. Das war eine ziemliche Herausforderung, dafür das passende Leder zu finden. Denn die Koffer sollten auch chique sein. Nicht sportlich oder elegant, sondern chique. Dein Gepäck sagt etwas über dich aus, es ist wie eine Visitenkarte.

 

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