Forgotten Classic: Mini Moke

In 41 Jahren Bauzeit hat der Ur-Mini einige skurrile Inkarnationen erlebt. Der Mini Moke deklassiert sie alle. 

Ein winziges Auto, auf das allernötigste reduziert: Auf Basis des ohnehin schon spartanischen Mini entwickelte die BMC, die British Motor Corporation, ein Auto ohne Türen und ohne Dach. Weniger Auto geht wirklich nicht. Aber wie wird das ein Erfolgsrezept? In England, wo es immer regnet? Moke reimt sich auf Joke. Ohne damit die Pointe der Geschichte vorwegnehmen zu wollen: selten klaffte bei einem Automobil die Lücke zwischen Idee und Wirklichkeit weiter auseinander als bei dem kleinen Briten. Moke, das ist auch ein antiquiertes englisches Wort für Esel. Tatsächlich war der Moke zuerst als Ersatz für die sperrigen und schweren Land Rover des britischen Militärs gedacht. Wahrscheinlich träumten die Verantwortlichen bei BMC von Aber- tausenden Camouflage-Mokes, verteilt über die letzten Bastionen des Empires. Doch mit seinen Mini-Rädern und kaum vorhandener Bodenfreiheit war er für Geländeeinsätze der Armee schlicht unbrauchbar. Vielleicht kam diese Erkennt- nis ja auch nicht ganz überraschend, dennoch versuchte Mini-Schöpfer Sir Alec Issigonis das Projekt zu retten und bastelte an einem Allradantrieb. Es half nichts. Das britische Militär wollte den unmartialischen Moke nicht haben.  
Stattdessen versuchte die für ihre Hartnäckigkeit berüchtigte British Motor Corporation den Wagen als universelles Arbeitstier für den Privatgebrauch zu vermarkten. Bestimmt schwebten den Herren in den holzgetäfelten Etagen der BMC dabei eher die Land- und Forstwirtschaft vor. Es waren schließlich pro-minente Auftritte in James Bond- oder Louis de Funès-Filmen, die dem kleinen Exoten zu einem unerwarteten Kultstatutus verhalfen.. Als Alternative zu den Strandbuggys auf Käferbasis oder zum Gäste-und Gepäcktransport in Hotelressorts – gerade im Süden wurde der Moke ein Verkaufsschlager. Portugal, Italien und Australien waren wichtige Märkte und Produktionsstandorte. Knapp 50.000 Stück wurden von 1964 bis 1993 gebaut. In Großbritannien wurde davon nur ein verschwindend geringer Teil verkauft. Dennoch: Keine schlechte Karriere für den Moke, der für Kampfeinsätze entwickelt wurde und am Ende Surfer, Strandschönheiten und beleibte Touristen durch die pralle Sonne chauffieren durfte.

Dieser Beitrag erschien in der INTERSECTION Nr. 01/2015.

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