Porsche-Umbau: F-Modell im Endspurt

Drei Autonerds und ein Projekt, von dem die meisten Petrolheads träumen: Der Umbau eines 1970er US-Porsche 911.

Markus Haub, Daniel Schaefer und Tom Gädtke zeigen uns ihr Fotoalbum und sprechen mit uns über Schönheit, Schweiß und Schrauben.

INTERSECTION: Der Traum vom eigenen Custom 911er, wie ging das bei dir los, Markus?

Markus: Mir ging es schon eine Weile durch den Kopf, einen alten 911er umzubauen, etwas sportlicher und stärker zu machen, ein Auto nur zum Fahren, sonst nichts!

INTERSECTION: Das war vor vier Jahren, richtig? Wie ging es dann weiter?

Markus: Erst mal sammelte ich Bildmaterial zur Inspiration. Für mich war der Look ganz entscheidend. Farbkombinationen, Innenraum, Sitze, Instrumente. Viel kann man ja nicht verändern, aber die wenigen Elemente sind schon genug, um sich von den anderen 911ern abzuheben. Nach über einem Jahr des Planens, Träumens und gelegentlichen Besuchen in der Werkstatt wurde mir auch klar, dass es auf eine mehr oder weniger aufwendige Restauration hinauslaufen würde. Da ich von der Technik nicht viel Ahnung habe und vom Schrauben noch weniger, brauchte ich einen kundigen Partner für das Projekt und auch ein Spenderfahrzeug, welches nicht zu gut (zu teuer), aber auch nicht zu schlecht (auch zu teuer) sein sollte.

INTERSECTION: Wie habt ihr dann zueinander gefunden?

Markus: Durch Zufall entdeckte ich im Internet die Seite von Onassis Porsches Agency und fragte bei Tom Gädtke nach, ob er nicht was wisse. Nach einem langen Telefonat mit ihm hatte ich den Eindruck, er hat mich und meine Idee verstanden und kann mir weiterhelfen. Wir vereinbarten ein Treffen bei Classic Boxers in Erkrath, der Werkstatt seines Freundes Daniel Schäfer. Er hatte für sich selbst auch schon einen Hot Rod 911er aufgebaut, den konnte ich mir gleich auch mal anschauen.

Tom: Schon am Telefon war mir klar, dass das eine echt spannende Sache werden könnte. Mit seiner überwältigenden Mappe voller Skizzen hat uns Markus schnell ins Boot geholt und ein sehr klares Bild von der Vision seines Traumwagens gezeichnet. Seine Inspirationen und Einflüsse kamen aus verschiedenen Bereichen, nicht nur aus der Porsche-Historie, was ich sehr spannend fand.

INTERSECTION: Markus, du hast früher als Auto-Designer für Volkswagen und Renault gearbeitet. Wie hast du den Look von dem Fahrzeug definiert?

Markus: Einige Dinge standen für mich fest: Das Auto sollte ein F-Modell mit schmaler Karosserie sein, die im Farbton „steingrau“ lackiert und am Heck mit einer leuchtroten Grafik versehen sein sollte. Dazu Gfk-Kotflügel und Rückleuchten im Look des legendären „911R“ und einige originelle Details, um das Auto unverwechselbar zu machen. Leichtbau und maximale Power standen nicht im Vordergrund, vielmehr sollte es ein in sich stimmiges Fahrzeug sein, welches den Geist und den Purismus der frühen Renn-Elfer zelebriert.

 

INTERSECTION: Dann musstet ihr aber ja auch noch ein Basisauto auftreiben.

Markus: Durch einen Tipp konnte ich ein recht gutes Auto auftreiben. Ein nicht fahrbereites, aber komplettes US-Modell von 1970 mit der Fahrgestellnummer 9110101621. Der Wagen kam in den 90ern zurück nach Deutschland, wurde jedoch nie zugelassen. So blanco wie der Brief und Schein war auch die Historie. Völlig unbekannt. Wir fanden lediglich später beim Auseinanderbauen im Lüftungsschacht ein Parkticket aus Santa Monica. „Beach Parking, all day 3$“. Dieses Relikt sollte später Inspiration für die Grafik auf der Motorhaube sein.

Daniel: Wir haben den Wagen dann bis auf die letzte Schraube zerlegt, durch ein spezielles Verfahren (Sodastrahlen) schonend von seinem alten Lack befreit, um anschließend mit den anstehenden Blech- und Karosseriebauarbeiten zu beginnen. Besondere Aufmerksamkeit galt der Implantierung einer schwellerinnenliegenden, originalen .lkühleranlage eines 911 S Modells aus dem Modelljahr 1972. Die Basis-2,2T Maschine wurde in der Hamburger Schmiede von Matthias Höing in einen traditionell frisierten 2,4-er-Motor mit Vergaserbetrieb modifiziert. Den Antriebsstrang des Projektes komplettiert ein modifiziertes 5-Gang-Getriebe samt Sperre.

Tom: Das Fahrzeug hat eine Vielzahl von kleineren Modifikationen, die selbst Kenner nicht unbedingt auf den ersten Blick sehen können. Unser Ziel bei der Umsetzung war es aber auch, stets eine Rückrüstbarkeit zu erhalten. Der gesamte Look ist eher spartanisch. Dazu passt auch die Farbe Steingrau. Sie stammt eigentlich vom 356, wurde aber in den Jahren 1966 und 67 als Sonderfarbe für den 911 angeboten. Der Tankdeckel im Kotflügel, mit dem der auf 85l vergrößerte Tank befüllt wird, ist rund ausgeschnitten und wird nicht durch eine Klappe verdeckt. Identitätsstiftend sind auch die geplanten hinteren Seitenfenster, die aus Glas und Lamellenblech bestehen. Ähnlich wie beim getarnten 901 Prototypen „Fledermaus“ von 1963! Der Innenraum ist nur mit dem Nötigsten ausgestattet, auf Luxus wird verzichtet, ganz wie im historischen Rennsport. Einzig ein Wegstreckenzähler wurde für kommende Rallye-Einsätze verbaut.

F o t o s : M A R K U S H A U B , T O M G Ä D T K E , D A N I E L S C H A E F E R

I l l u s t r a t i o n e n : M A R K U S H A U B

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