Sitzprobe: Lucas Gregorowicz auf der BMW R nineT Urban G/S

Ein Gespräch über seinen masochistischen Hang zu alten Maschinen und vor allem: die große Liebe zum Motorrad, mit dem er halb Europa bereist hat.

Der Schauspieler Lucas Gregorowicz wurde bekannt als zweifelnder Dope-Verkäufer Stefan in der Komödie „Lammbock“ , als polnischer Partisanenführer im ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ und nicht zuletzt mit seiner Rolle als motorradverliebter „Polizeiruf“-Kommissar Adam Raczek. INTERSECTION: Du bist auch privat Motorradfahrer. Was war das für eine Maschine, mit der du zu unserem Fotoshooting mit der BMW Motorrad R nineT Urban G/S und der R nineT Racer gekommen bist?  Lucas Gregorowicz: Ich bin mit meinem „Polizeiruf“-Motorrad hier, quasi mein Dienstmotorrad. Das fahre ich auch privat. Vor allem meine Frau fährt sie ganz gerne. Das ist eine Clubman, die Jochen Schmitz-Linkweiler von LSL extra für den „Polizeiruf“-Dreh umgebaut hat. Ich wollte nicht, dass die aussieht wie aus der Vitrine, als wäre sie frisch aus dem Werk. Du sitzt ja auch für deine Rollen immer wieder auf dem Motorrad. Ist das ein Fluch, oder ein Segen? Motorradfahren vor der Kamera ist echt nicht aufregend. Das ist so wie Sexszenen vor versammelter Mannschaft. Du sitzt auf einem Trailer oder schiebst die Maschine hin und her. Am meisten habe ich mich mal über eine Szene geärgert, da ging es über die Landstraße und die Drohne hinterher. Das sollte eine zügige Fahrt werden, aber obwohl alle versichert hatten, dass es klappt, ist die Drohne nicht nachgekommen. Nach dem Motto: „Du fährst 40, aber es sieht aus wie 100!“ Am Ende sah es dann aus wie 25.

BMW R nineT Urban G/S; Hubraum: 1.170 ccm Leistung: 110 PS Höchstgeschw.: über 200 km/h Verbrauch: 5,3 l

Du hast deinen Schein gleich mit 16 gemacht? Ja, erst Roller, eine Vespa Px 80. Mit achtzehn hatte ich als erstes Motorrad eine Yamaha Xt-500. Die wurde mir geklaut und zerstört. Abgefackelt. Die haben die Maschine aus Spaß kaputt gefahren, zerschlagen, angezündet und ins Gebüsch geworfen. Das hat wehgetan, wie im Leichenschauhaus. „Ist sie es, oder ist sie es nicht?“ Danach kam eine Honda CB 500 und dann eine BMW R80 GS. Die R nineT Urban G/S, die wir heute mit dir geshootet haben, ist ja auch Teil der Heritage-Linie von BMW Motorrad. Hat die Maschine bei dir Erinnerungen ausgelöst? Absolut. Sie hat mich sofort an meine GS von damals erinnert. Das ist wie eine Wiederauflage, auch mit dem schönen luftgekühlten Motor. Sie hat auch noch diesen Boxercharakter und ich frage mich, wie BMW es geschafft hat, dass die Maschinen so toll klingen. Das frage ich mich echt. Ich habe meine schönste Motorradreise damals mit meiner BMW gemacht. Ich hatte gerade einen Film abgedreht, „Sugar Orange“, und mir mit dem Geld die R80 GS gekauft. Das war die mit den großen Zylindern. Von Bochum aus bin ich nach Italien bis runter in die Türkei. Dann wieder hoch bis in Schweiz. Da lief gerade in Locarno auf dem FIlmfestival „Das Wunder von Bern“. Am Ende der Tour quer durch Europa hatte ich 10.000 Kilometer auf dem Tacho und war pleite. An dem Motorrad war absolut nichts. Aber ich hatte auch keinen Film in Aussicht und musste die R80 GS verkaufen. Das war echt hart. Ich musste sie auch schnell verkaufen und daher billig, weil ich das Geld brauchte. Heute sind die wirklich was wert.

Motorradfahren vor der Kamera ist echt nicht aufregend. Das ist so wie Sexszenen vor versammelter Mannschaft.

Dein nächster Film „Sommerfest“ läuft gerade an. Wieder mit einem Motorrad?  Diesmal nicht. Es geht um eine Jugendliebe, um Heimat. Eine Heimkehrergeschichte. Das ist momentan irgendwie mein Thema. Sowohl bei Schrotten als auch bei „Lommbock“, und jetzt bei „Sommerfest“. Ich bin immer der, der nach Hause kommt. Diesmal kommt mein Charakter zurück nach Bochum, weil sein Vater stirbt und trifft dort das ganze Universum seiner alten Freunde, bis hin zu seiner alten Liebe. Wie stehst du zu Autos? Ich habe da Hang, meine Matchbox-Sammlung durchzufahren. Ich bin da auch nicht besonders treu. Ich glaube ich hatte schon zehn verschiedene Autos und selbst da den masochistischen Hang zu alten Autos, die immer kaputtgehen. Ich hatte da nie die Affinität gehabt wie zu Motorrädern. Dass mir das Herz höherschlägt, das passiert mir nur bei Zweirädern.

Du fliegst auch… Ja, ich habe fliegen auf einer alten Piper von 1951 gelernt. Damit hatte ich mir auch so eine Selbstkasteiung in den Kopf gesetzt, auf ’nem Flugzeug von 1951 zu lernen. Das ist auch total pures, ursprüngliches Fliegen mit ganz rudimentärer Technik. Das ist auch ein Boxermotor mit vier Zylindern. Die zu fliegen ist wie Käfer mit Zwischengas fahren. Eigentlich fehlt dann nur noch Segeln, dann bist du in jedem Element unterwegs. Ne, danke. Wasser lieber nicht. Meiner Frau reicht das mit dem Fliegen und Motorradfahren auch. • Fotos: Heiko Richard

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