UNTER DIE HAUT

Schwarz-gelbe Autoskulptur: Tattoo-Gott Dr. Woo hat einen Huracán Evo Spyder zum Kunstwerk gemacht.

Der kalifornische Tattoo-Guru Dr. Woo hat nicht nur Celebrities wie David Beckham oder Cara Delevingne mit seinen dünn gestochenen geometrischen Figuren verschönert: Gemeinsam mit der Individualisierungsabteilung von Lamborghini ist jetzt ein überraschendes Einzelstück des Huracán Evo Spyder entstanden. Im gelb-schwarzen Interieur des Spyder sind die Sitze mit symmetrischen Linien und Kreisen verziert, am gelben Exterior unterstreichen komplexe Motive und Linien die kantige Lamborghini-Formsprache. Wir haben Dr. Woo zur Vorstellung des Einzelstückes in der neuen Lamborghini Lounge in Porto Cervo getroffen.

"Jede Linie folgt jetzt dem Fluss der Formen des Huracán"

Dr. Woo

Wie ist das eigentlich, totes Leder zu tätowieren, anstatt menschlicher Haut?

Die Farbe wird ganz anders aufgenommen, sie wird nicht sofort aufgesogen. Es ist viel delikater. Man muss sehr präzise sein. Die Sitze waren das Schwierigste. Wir hatten eine Leder-Probe bekommen, aber die war nicht auf einen Sitz gespannt. Das Klima hier ist auch ganz anders. Das hat mich schon etwas Nerven gekostet, aber ich bin happy mit dem Resultat. Ich finde, es gibt eine echte Verbindung zwischen den Grafik-Ideen und der händischen Umsetzung.

Hast du andere Tinte verwendet?

Nein, ich habe alle Instrumente, alles so verwendet wie bei einem echten Tattoo auf echter Haut.

Wie sind die Ideen zu dem Huracán Evo Spyder entstanden?

Wir wollten kein typisches Tattoo machen, keine Herzchen oder Banner, es sollte eher ein Design-Konzept werden. Die tatsächlichen Tattoos auf den Sitzen zum Beispiel sind sehr subtil und springen einem nicht als Tätowierung ins Auge.

Wie lange hat das ganze Projekt denn gedauert?

Die Tattoos selbst gingen relativ schnell, aber der Prozess im Vorfeld mit den ganzen Ideenskizzen und Abstimmungen hat ein paar Monate gedauert. Das Team von Lamborghini hat mir Bilder von dem Huracán Evo Spyder geschickt und ich habe direkt angefangen. Aber am Anfang hat mir irgendwie noch der Bezug gefehlt. Ich hatte schon einen Entwurf, aber dann habe ich Lamborghini in Italien besucht. Ich war einen ganzen Tag dort, habe gesehen, wie die Motoren zusammengebaut werden, die Fahrzeugteile lackiert, ich habe das große Ganze gesehen

Hast du die Farbe des Wagens ausgesucht?

Nein. Ich arbeite ja eher mit Schwarz und Weiß. Das erste Modell, das ich bekam, war auch weiß. Als ich den gelben Wagen dann zum ersten Mal sah, war ich überrascht, aber es ist auch sehr aufregend, etwas, an dem man so lange gearbeitet hat, plötzlich in Echt zu sehen und es als etwas Neues, anderes zu sehen. Es war ein gutes Gefühl, und es gefällt mir sehr gut. Es fügt sich alles gut zusammen.

Was ist die Message von deinen geometrischen Formen?

Mit geht es dabei um die Blaupause, die allen Dingen zugrunde liegt, ob es jetzt eine Blume ist oder wir selbst. Für mich sind das die kosmischen Linien, die alles verbinden, die alles umfassen. Etwas Mechanisches wie der Huracán Evo Spyder, oder ein Mensch oder Tier, für mich besteht auf einer tieferen Ebene alles daraus. Was immer das auch genau ist.

Wer hat eigentlich deine Tattoos gestochen?

Freunde, Leute, die ich bewundere. Als ich jünger war, bin ich um die Welt zu den besten Tattoo-Künstlern gereist.

Geht es jetzt auf eine Probefahrt?

Leider nicht, er ist ja brandneu und geht noch an einen neuen Besitzer. Aber ich durfte den Wagen hier zwei Meter in die Eventlocation bewegen.

Interview ALEXANDER BATKE-LACHMANN

Fotos HEIKO RICHARD

Verwandte Artikel