A Boogie wit da Hoodie: Die Straßen Harlems!

Sein Album „Hoodie SZN“ sicherte sich im letzten Jahr für 3 Wochen Platz 1 der Billboard 200, 11 Wochen blieb es unter den Billboard Top 10. Warum Hip-Hop-Künstler A Boogie Wit Da Hoodie Träume kreiert, indem er seinen Lebenstraum lebt.

„Ich liebe Sportautos, schnelle, schnelle, schnelle Sportautos."

In Kalifornien ist es gerade halb sechs am Abend. Artist Julius Dubose alias A Boogie Wit Da Hoodie ist auf einem „Kreativ-Workshop“, einer kleinen Auszeit von New York. Immer wieder bricht unser Telefonat ab, sein Empfang ist einfach zu schwach. Er entschuldigt sich. Fünf Minuten später faceTimen wir. Er ist in sein Badezimmer geflüchtet, dort sei das Wi-Fi am stärksten. Er lacht. Viel übrigens, während unseres Interviews. Nicht so, als würde er high sein oder etwas nicht ernst genug nehmen. Es ist vielmehr ein verschmitztes Lachen, wie von einem kleinen Jungen. Das macht ihn so unendlich sympathisch, selbst dann, wenn seine Antworten albern oder prollig wirken. Er trägt ein weißes Tanktop und legt sich – mit einem Arm hinter seinem Kopf verschränkt – so zurück, als würde er gerade mit einem alten Freund quatschen. Boogie ist eben einfach er selbst, ein junger Mann aus der Bronx, dessen Träume trotz seines Erfolgs noch immer riesig sind. Seinen Künstlernamen hat er von der Hauptfigur aus „Die Straßen Harlems“, einem seiner Lieblings-Gangsterfilme aus dem Jahr 2002, und seiner Angewohnheit, früher immer Hoodies getragen zu haben. Auf Instagram folgt er nur zwei Leuten: Rihanna und Adele, seine Lieblingskünstlerinnen. Mit ihnen hat er zwar noch nicht kollaboriert, dafür aber mit Künstlern wie u.a. Young Thug und Lil Uzi. Mit Letzterem hat er gerade für sein aktuelles Album „Artist 2.0“ gearbeitet. Dieses Jahr stand er bereits mit Rap-Star Cardi B im Studio, die nur einige Blöcke entfernt von ihm aufgewachsen ist. Über Traumautos, Erfolg und der richtigen Balance im Leben.

„Wenn ich etwas will, gebe ich Gas.“

Hey. Wie hättest du gern, dass ich dich nenne, Artist oder Boogie?

Artist (grinst). Ich werde gern Artist genannt.

Das ist ja auch dein echter Name. Deine Eltern haben wohl gespürt, dass du einmal einen kreativen Beruf ausüben wirst!

(lacht)Nein. Oh man, sie hatten ja gar keine Ahnung, sie waren damals verdammt überrascht. Ich war früher immer sehr ruhig, ich habe selten gesprochen. Als ich dann zu der Person wurde, die ich heute bin, waren viele meiner Bekannten völlig baff, sie fragten mich immer: „Wie ist das passiert, du hast doch früher kein Wort gesprochen?“

Wie kam es denn dazu, dass du angefangen hast, Musik zu machen?

Meine Hauptmotivation war eigentlich, dass ich kein Geld hatte (lacht).Als ich dann mit der Musik anfing, konnte ich nicht mehr aufhören. Ich wollte mehr, wollte eigentlich immer schon zu viel, aber mich haben meine Leute dann motiviert, indem sie sagten, sie kennen kein „zu viel“. Wenn ich etwas will, gebe ich Gas.

Du bist in der Bronx aufgewachsen, was waren die einprägsamsten Erfahrungen, an die du dich erinnerst?

Es gab immer einen Hype, von allem. Wie wir uns gekleidet haben und wie wir gesprochen haben. Wir sahen einfach immer cool aus, jeden Tag, egal was wir gemacht haben. Selbst zum Basketballspielen trugen wir manchmal einen 1000 Dollar teuren Look. Ich habe immer mein letztes Geld ausgegeben für coole Outfits. Es war uns extrem wichtig, gut auszusehen (lacht). Ernsthaft.

Gibt es ein Outfit, an das du dich besonders erinnerst?

Rugby by Ralph Lauren war während der Middle School und Highschool unsere beliebteste Marke. Diese großen Nummern-Patches. Bis heute mag ich es, Kleidung mit Patches zu tragen, weil es mich an damals erinnert.

Wie siehst du die Bronx heute, wie hat dein Erfolg deine Perspektive verändert?

Wenn ich heute nach Hause komme, fühlt sich alles unwirklich an, wie in einem Film.  Die Kids z.B. wollen mein Auto ausprobieren – das ist alles unglaublich. Ich mag es total, ihnen etwas zurückzugeben. Oft schenke ich ihnen auch Geld, denn als ich früher sie war, habe ich immer davon geträumt, dass einmal ein Rapper in unsere Hood kommt (lacht).

Was sagen deine Freunde und Familie heute, dich so erfolgreich zu sehen?

Alle sind stolz auf mich, meine Mutter, mein Vater … aber ich bin an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem ich nicht nur will, dass andere auf mich stolz sind – ichwill stolz sein auf meine Eltern, auf die Leute, die mich umgeben. Das, was wir da machen, entsteht aus einer Familie, all die Investments, die wir machen. Ich denke, es geht im Leben immer um die Balance.

Wer sind gerade deine Lieblingskünstler aus der Bronx?

Abgesehen von mir, Cardi B. (lacht). Sie ist ein paar Blöcke weiter von mir aufgewachsen und ist auch ungefähr zur gleichen Zeit bekannt geworden.

Ihr habt vor Kurzem kollaboriert, richtig?

Ja, wir haben einen Song aufgenommen, ich hoffe, er schafft es auf das nächste Album.

Was war bis jetzt deine inspirierendste Kollaboration?

Ich würde sagen meine Kollab mit Young Thug and Lil Uzi. Das waren die kreativsten Leute, die ich im Studio gesehen habe.  Wenn ich nicht mit Young Thug zusammen im Studio gestanden hätte, würde ich nicht die gleiche Motivation und Inspiration haben, so hart zu arbeiten, wie ich es jetzt tue.

Wie anders arbeitet Young Thug denn im Studio?

Es geht gar nicht so sehr um den Unterschied in der Arbeit, sondern vielmehr um die Anstrengung. Man sagt, harte Arbeit schlägt Talent. Wenn harte Arbeit und Talent zusammentreffen, bist du unaufhaltbar. Das haben mir Menschen wie Young Thug gezeigt. Durch andere kannst du dir eben eine Menge beibringen. Ich habe in meinem Leben zwar nur 5 Minuten mit Jay-Z verbracht, aber in dieser kurzen Zeit habe ich von ihm so viel gelernt.

Was war das zum Beispiel?

Viele geschäftliche Dinge. Ich bin aus New York und weiß daher sehr viel über Jay-Z und wie er sein Business führt, das möchte ich aber nicht detaillierter erklären in der Öffentlichkeit (lacht). 

Wer wäre dein Traum-Kollaborateur in der Musik?

Adele, diesen Traum habe ich, seit ich 16 bin, ich bin wirklich ein riesiger Fan von ihr. Und Rihanna, ich höre ihre Musik, seit ich klein bin.

Du hast u.a. auch mit Ed Sheeran kollaboriert. Wie stehst du zu der Fusion von Pop und Hip-Hop? Siehst du überhaupt noch klare Linien zwischen den Genres?

Um ehrlich zu sein, will ich hier Rekorde brechen. Ich will einer der ersten Musiker sein, der wirklich ein Statement setzt, indem ich alle Genres zusammenführe – Hip-Hop, R’n’B, Rock, Pop. Ich will die Definition sein von allen vier Genres, denn ich bin ein großer Fan von jedem einzelnen.

Die Musikindustrie hat sich durch Social Media sehr verändert. Wie nimmst du diese Veränderung wahr?

Ich glaube erst einmal, dass jeder den harten Weg, erfolgreich zu werden, überspringen möchte. Alle wollen sich vordrängeln. Du könntest morgen z.B. in deiner Unterwäsche rausgehen und ein bekannter Rapper werden (lacht).Für jemanden wie mich, für den Musik sehr viel bedeutet, ist das ziemlich verkorkst. Es nimmt einem den Spaß und auch den Wettbewerb.

Was machst du sonst, wenn du keine Musik machst? Wie bekommst du deinen Kopf frei?

Ich liebe es zu boxen, das baut total meinen Stress ab. Generell mag ich gewaltsame Sachen, die legal sind, denn es fühlt sich gleich an wie illegale, aber auf eine legitime Art (lacht).

Ah ha, du scheinst wohl viel Aggressionen abbauen zu müssen (lache)?

Ja. Jeder braucht etwas in seinem Leben, das einem hilft, runterzukommen und eine Balance aufrechtzuhalten. Musik war da immer meine Medizin, dafür habe ich früher alles andere, was nicht die Arbeit im Studio war, gehasst. Ich habe es gehasst, mit Leuten zu sprechen und Interviews zu geben.

Wow, dann hast du dich ja ziemlich verändert, auf mich wirkst du gar nicht so schüchtern.

(lacht)Ja, man muss sich an Umstände anpassen. Am Ende des Tages muss man lernen, was am besten für einen ist. 

Wann hast du dir dein erstes Auto gekauft?

Ich hatte nie einen Kredit und war dadurch sozusagen immer unsichtbar. Als ich dann mit 20 Jahren meine erste Rechnung bezahlt bekam, kaufte ich mir mein erstes Auto, einen BMW 715. Verrückterweise war das damals mein absolutes Traumauto. Jetzt würde ich mir sicher keinen BMW oder Mercedes mehr kaufen (lacht). Zusammen mit meinem Lamborghini habe ich momentan drei Autos. Ich plane eine Autosammlung anzufangen, nächstes Jahr wird es abgehen.

Welche Autos planst du dir zu kaufen?

Einen McLaren Senna, einen Lamborghini Aventador und einen Panzer.

Einen Panzer?

Ja, er hat viel Platz. Das gefällt mir (lacht).

Verstehe. Jetzt ernsthaft, was ist dir an einem Auto wichtig?

Ich brauche Beinfreiheit, zumindest wenn wir von Trucks sprechen. Ansonsten lege ich größten Wert auf Geschwindigkeit, ich liebe Sportautos, schnelle, schnelle, schnelle Sportautos.

Was bedeutet denn Autofahren für dich?

Autofahren ist ein großer Teil in meinem Leben. Wenn ich mich nicht gut fühle oder frustriert bin, ist mein Auto mein Erholungsort. Selbst wenn ich kein Ziel habe: Sitze ich im Auto, bin ich bereits schon angekommen.

Was hältst du von Autonomen Fahren?

Das lasse ich lieber meine Tochter ausprobieren, wenn sie 18 Jahre alt ist. Bis dahin haben sie nämlich die Programme verbessert und Fehler behoben (lacht).Ich würde mich da jetzt nicht reinsetzen.

Wie alt ist deine Tochter jetzt?

Sie ist zwei Jahre.

Es gab immer einen Hype, von allem. Wie wir uns gekleidet haben und wie wir gesprochen haben.“

Na bis dahin werden sie es allemal perfektioniert haben. Ein paar schnelle, kurze Fragen zum Ende. Ruhm oder Geld?

Geld (lacht),oh ja, Geld.

Wasser oder Wodka?

Wasser, ich mag keinen Wodka. Ich bin eher der 1942-Tequila-Typ (lacht).

Tag oder Nacht?

Nacht. Ich mache sehr viel nachts.

Dein absoluter Lieblingsrapper aller Zeiten?

(Pause).Sehr schwierige Frage. Michael Jackson ist kein Rapper. (lange Pause). Verdammt …

Ok, ich mach es dir einfacher, deine Top-5-Lieblingsrapper?

Top 5? Nein, das ist zu viel (lacht).Ok, jetzt hab ich’s: Will Smith! Nicht nur als Rapper, ich bewundere ihn auch wirklich sehr als Person.

Dein absoluter Lieblingssong?

„You rock my world“ von Michael Jackson.

Deine Stärke?

Zu scheitern. Das macht mich stärker.

Deine Schwäche?

Habe ich nicht. Wenn ich sie hätte, würde ich sie dir nicht verraten (lacht).

 

Fotos Christian Anwander

Styling Guvanch Agajumayev 

Stylingassistenz Amina Kadyrova, Yana Yamschykova 

Grooming Reggae

Interview Sina Braetz 

 

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