Blitz Schnell: Ludwig Trepte

Ludwig Trepte hat ein gutes Händchen für seine Rollen: Mit „Unsere Mütter, unsere Väter“, „Deutschland 83“ und „4 Blocks“ hat er in einigen der besten deutschen Serien der vergangenen Jahre gespielt. Beim Interview in einem Berliner Café hat er uns erzählt, warum das auch an seinen Haaren liegen könnte und in welches Auto er sich gerade verliebt hat.

Was bedeutet Autofahren für dich?

Autofahren ist für mich die beste stressabbauende Therapie, die es gibt.

Heißt das, du bist ein aggressiver Autofahrer, weil du erst mal den Stress rauslassen musst?

Nein, ganz im Gegenteil, Ich bin ein ziemlich ruhiger Fahrer. Aber die Tatsache, dass man einfach losfahren kann, ohne Karte und irgendwo aussteigt und rumschaut – das hat schon Charme.

Gibt es gerade ein Auto, dasdu gerne noch in deiner Garage hättest?

Ich bin vor einiger Zeit mit dem Opel GT auf einer Oldtimer-Rallye mitgefahren. Das war super. Der Wagen ist total geerdet. Das war wirklich spannend. Ich stand damit am Alexanderplatz in Berlin. Und wirklich alle sind stehen geblieben. Man hatte sofort Sympathien, ganz egal wo die Leute herkamen. Das hat wirklich Spaß gemacht. Da hatte ich mir tatsächlich überlegt, mir einen Opel GT zu kaufen. Es gibt ja auch viele in Amerika. Leider sind die in den letzten Jahren ziemlich teuer geworden.

Und man muss Zeit haben zu schrauben.

Richtig. Aber wäre schon ein coolesAuto. Das komplette Gegenteil zur digitalen Explosion. Beständig, authentisch, ehrlich. Man fühlt den Asphalt und muss noch richtig lenken. Das kann ja keiner mehr. Ich parke ja selbst mit dem Assistenten ein, weil ich mir von meinem Insignia die Felgen nicht zerkratzen will.

Der GT ist ja auch eine echte deutsche Automobilikone. Wo wart ihr auf der Rallye unterwegs?

Quer durch den Süden, Österreich, Deutschland, Schweiz. Das war meine erste Rallye. Zum Glück musste ich das Roadbook nicht lesen, das war wirklich tricky. Wir hatten bestes Wetter, tolle Autos, eine tolle Erfahrung.

Du kommst bei deiner Arbeitals Schauspieler ja auch immer wieder mit ganz unterschiedlichen Autos in Berührung. Gibt es da besondere Geschichten?

Ich habe jetzt gerade zum Beispiel in Liverpool mit einem alten Bus aus den 70er-Jahren gedreht. Der sollte das Fluchtfahrzeug sein und war ziemlich schwierig zu handeln. Natürlich war es ein Rechtslenker, mit der Kupplung links. Das bin ich vorher noch nie gefahren. Dann auch noch richtig Gas geben mit einem Auto, das nicht mal vernünftig bremsen kann – auf einer schmalen holprigen Landstraße auf der linken Spur. Zuerst haben wir eine Bergabfahrt gedreht und die Regie und das Team saßen hinten, um mitten in der Szene zu sein. Beim nächsten Take sind sie dann alle ausgestiegen.

Weil sie durchgerüttelt wurden?

Nein. Weil sie echt Angst hatten. Das ging mit Karacho steil bergab, ich konnte den Wage nicht gut fahren. Ich glaube ich habe sogar die Kupplung zerrissen. Das war eben ein echt altes Auto. Da hätte ich etwas Fahrpraxis mit gebraucht. Wir haben zwar ein paar Wochen dort gedreht, aber an den Linksverkehr habe ich mich nie gewöhnt. Das hätte bestimmt zwei oder drei Monate gedauert. Ich habe am Ende der Zeit immer noch falsch geschaut.

Das schlimmste ist ja, wenn man dann wieder zurückkommt.

Genau, dann weiß man ja gar nicht mehr, was los ist.

Was steht bei dir als nächstes Filmprojekt an?

Ich starte jetzt mit einem neuen Projekt, das ich bis Dezember drehe. Leider darf ich noch nicht drüber sprechen.

Du hast ja schon in der Vergangenheit mit „Unsere Mütter, unsere Väter“ und „Deutschland 83“ viele Geschichts-Stoffe gedreht. Ist das Zufall?

Ich weiß es nicht, aber ich glaube meine Haare spielen da eine große Rolle. Die sind so historisch. Vielleicht habe ich ja auch ein Gesicht wie ein Ölgemälde. Das hatte mir mal ein Maskenbildner gesagt. Ich selber kann das schlecht beurteilen, dafür habe ich schon zu oft in den Spiegel geschaut. Aber grundsätzlich sind historische Stoffe gerade sehr gefragt.

Sind solche Rollen dann eine besondere Herausforderung?

Nicht unbedingt. Aber man lernt sehr viel über Geschichte. Man bereitet sich ja vor, trifft Historiker, spricht über die Figuren. Man taucht in eine Zeit ein. Das macht extrem viele Türen auf. Eigentlich müsste man im Unterricht, an der Schule, die Schüler Rollenspiele machen lassen. Da bleibt viel mehr hängen als bei dem Auswendiglernen.

Gibt es eine Epoche, die du besonders spannend findest?

Die 20er-Jahre mit ihrer Aufbruchsstimmung. Oder die 50er. Irgendwie hatte glaube ich jede Zeit etwas Spannendes. Alleine was die Kostüme mit einem machen. Ich kenne praktisch jeden Modestil aus dem letzten Jahrhundert. Ich bin auch großer Fan von diesen dicken Tweed-Stoffen der 20er. Das hatte noch wirklich Klasse.

 

Fotos TINA WILLIM

Styling SINA BRAETZ

Stylingassistenz LEA WILBRAND

Interview ALEXANDER BATKE-LACHMANN

Erschienen in INTERSECTION Nr. 35

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